#1: Was, wenn alles sein darf?
Über Wege, Wünsche und die Kunst, nicht entweder-oder zu leben
@pagsa_ unsplash
„Wenn du Erfolg haben willst, kannst du nur eine Sache richtig machen.“
Diesen Satz habe ich oft gehört. In Podcasts. In Business-Büchern. Und manchmal auch von Bekannten – meist Männern. Ich solle mich fokussieren, um wirklich erfolgreich zu sein. Ganz auf PR und Marketing setzen. Oder ganz auf die Fitnessbranche. Aber bitte nicht beides. Denn sonst – so hieß es – könne das ja nichts werden.
Aber mein Leben sieht anders aus.
Ich mache PR. Ich unterrichte Yoga. Mal das eine mehr, das andere weniger.
Ich schreibe Konzepte. Und ich schreibe Gedanken auf.
Ich liebe Sprache – auch auf Hindi. Und ich liebe Bewegung.
Ich engagiere mich ehrenamtlich. Und manchmal brauche ich einfach nur Stille.
Yoga hat mich gelehrt,
dass Klarheit nicht im Reduzieren liegt – sondern im Erkennen, was alles gleichzeitig wahr sein darf,
dass ich nicht zwischen Beruf und Berufung wählen muss,
und dass ich niemandem folgen muss – nicht einmal alten Überzeugungen.
Und manchmal ist es dennoch Zeit, sich zu fragen:
Bin ich gerade glücklich? Oder halte ich nur an etwas fest, das sich sicher anfühlt?
Diese Fragen kommen leise. Und doch fordern sie uns heraus. Denn ehrliche Antworten bringen oft Veränderung mit sich. Vielleicht sogar Abschied. Ein neues Kapitel, das noch keinen Namen hat.
Meist ist da zuerst Angst.
Angst vor dem, was dann kommt.
Und dann ganz viele Stimmen im Kopf, die sagen: Bleib lieber, wie du bist. Wer weiß, ob das gut geht. Was, wenn du es bereust?
Aber wenn ich diese Gedanken anschaue, wenn ich sie wirklich betrachte, dann sehe ich:
Es sind Stimmen, die festhalten wollen. Nicht, weil sie wissen, was gut ist. Sondern weil sie Angst vor dem Loslassen haben.
Doch genau da beginnt der Weg. Nicht im Festhalten, sondern im Zulassen.
Was, wenn es genau diese Fragen sind, die uns näher zu uns selbst bringen?
✨ Tipp für deine Praxis:
Welche Asana macht dir Angst?
Ist es der Kopfstand? Das Rad? Oder einfach das lange Verweilen in der Stille von Supta Baddha Konasana?
Hinterfrage dich: Was genau macht mir Angst?
Und dann frage dich: Was brauche ich, um dieser Angst zu begegnen?
Vielleicht brauchst du eine Wand, an die du dich lehnen kannst.
Vielleicht eine vertraute Stimme, die dich anleitet.
Oder einfach einen weichen Boden, der dich auffängt.
Dann gestalte dir den Raum so, dass du vertrauen kannst.
Denn was kann schon passieren?
Eine neue Erfahrung.
Und nur die macht dich reicher.